Rumantschia duamilli e ventg
Im Jahr 2018 ist es 80 Jahre seit das Rätoromanische in einer Volksabstimmung als Landessprache akzeptiert wurde, im Jahr 2019 folgt das Hundertjährige der Lia Rumantscha. Grundsätzlich bedeutet das, dass die Rätoromanische Sprache in der Verfassung verankert ist und die Rumantschia eine gefestigte Organisation für die Förderung der Sprache gefunden hat. Aber ist so auch für die nächsten hundert Jahre definiert, wie das Romanische sich weiterentwickeln soll?
Diese Jubiläen sind für die Pro Svizra Rumantscha (PSR) ein Zeitpunkt für Reflektion. Wir wollen diese Momente der Erinnerung nutzen, um einen Blick in die Zukunft zu werfen: Ideen sammeln wie die Sprache und die Gemeinschaft weiterentwickelt werden können, um zu reflektieren, welche Neuerungen der letzten achtzig respektive hundert Jahre heute eine Chance für unsere Sprache und unsere Kultur sind. Aus diesem Grund präsentiert die PSR mit dieser Vision für das Jahr 2020 Impulse für die Diskussion in der Rumantschia, welche sich an diesen neuen Perspektiven und Möglichkeiten des Fortschritts orientieren. Das Jahr 2020 markiert einen Moment der Neuorientierung nach diesen Jubiläen der Anerkennung als Landessprache und der Selbstorganisation im Rahmen der LR.
Die aktuelle Situation der Rumantschia zeigt auf, dass die RätoromanInnen heute über keine Arena der politischen Debatte und Entscheidung verfügen. Die Diskussion zu Alternativen des Rumantsch Grischun und für die Weiterentwicklung der Sprache und der Kultur wird nicht geführt, unter anderem auch weil die rätoromanischen Institutionen und der Kanton Graubünden keinen Raum für die Deliberation und Diskussion für eine breite Öffentlichkeit anbieten. Ein anderes Motiv für die Präsentation dieser Impulse ist, dass die Verankerung in der Verfassung keine Garantie für das Überleben dieser kleinen Sprache ist, und dass die Organisation der Rumantschia und im speziellen der LR nicht unanfechtbar ist. So hat die LR auf Druck verschiedener rätoromanischer Kräfte selber Vorschläge zur Restrukturierung der Delegiertenversammlung präsentiert. Die PSR ist jedoch der Ansicht, dass eine Restrukturierung von einer Strategie und einer Vision inspiriert sein soll. Damit eine solche Strategie formuliert werden kann, ist es allerdings notwendig, eine offene Diskussion zu führen, bei der die Ideen und Vorschläge von so vielen RätoromanInnen wie möglich integriert werden.
Aus diesem Grund möchten wir verschiedene Pfade und Möglichkeiten skizzieren, wie die Art und Weise der Diskussion in der Rumantschia redefiniert werden kann. Anstatt Zwietracht und Konservation des Status Quo sind wir auf der Suche nach Gemeinschaft und Fortschritt im Bewusstsein des neuen Jahrhunderts. Der Vorschlag beschäftigt sich mit drei Stichworten, wo wir das Potential zu Entwicklung oder Veränderung sehen, wobei das Ziel die Schaffung eines Raumes für die Diskussion und Entscheidung ist. Die Trennung der Rolle von Sprachenschutz und -vertretung wird unter dem Stichwort represchentaziun diskutiert; die Möglichkeiten von Versammlung und Debatte unter dem Stichwort deliberaziun; und letztlich die infurmaziun und wie die Rumantschia neue Medien und Möglichkeiten wie die Digitalisation für die Kommunikation zwischen RätoromanInnen nutzen kann und so die Grenzen zwischen Tälern und über die Kernregion hinaus verblassen können.
Das gesamte Dokument ist in rätoromanischer Sprache als PDF hier zu finden: Rumantschia duamilli e ventg